Wann?
Am Freitag, den 25.11.2022, ab 19 Uhr

Wo?
Sophie Knosp Raum im Bürgerzentrum Stuttgart-West
Bebelstraße 22, 70193 Stuttgart

Kaunas 2022 – eine der 3 Kulturhauptstädte des Jahres. Kaunas 1940, Hauptstadt der unabhängigen Republik Litauen. Nach dem Hitler-Stalin-Pakt im August 1939, in dem die Machtsphären von Hitler-Deutschland und der Sowjetunion abgegrenzt wurden, und dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 war die Republik Litauen ein Zufluchtsort zwischen beiden Diktaturen: Kaunas wurde zum „Casablanca des Nordens“.

Am 15. Juni 1940 marschierte die Rote Armee in Litauen ein und erzwang den Anschluss Litauens an die Sowjetrepublik. Für Tausende – überwiegend jüdische – Flüchtlinge begann ein Wettlauf mit der Zeit, da alle Konsulate in Kürze geschlossen werden würden und somit eine offizielle Ausreise mit einem Visum unmöglich.

In dieser Situation hat der persönliche Mut eines Einzelnen und seiner Familie Tausende Menschenleben gerettet. Japan hatte 1939 ein Konsulat in der Republik Litauen eröffnet und Chiune Sugihara als Diplomat eingesetzt. Im Juli 1940 zählte Japan zu den wenigen Ländern, die Transitvisa zum Verlassen der Sowjetunion ausgaben. Die Straße in dem ruhigen Villenviertel, in dem die Botschaft lag, quoll vor Menschen über. Konsul Sugihara setzte sich über die Maßgabe aus Tokyo hinweg, monatlich nur 50 Visa auszugeben und ermöglichte innerhalb weniger Wochen etwa 10.000 Personen die Ausreise.

1985 wurde Chiune Sugihara in Yad Vashem als einer der „Gerechten unter den Völkern“ geehrt. 2015 erschien mit „Persona non grata“ ein japanisch-polnischer Film über die „Visas for life“.

Der Vortrag in Wort und Bild wird von unserem Mitglied Andrea Kehle-Jandl, Japanologin aus Friedrichshafen, gehalten. Frau Kehle-Jandl verfügt über mehrjährige Kontakte nach Litauen und hat sich intensiv mit der Geschichte und Kultur des Landes befasst.

Foto: Andrea Kehle-Jandl