Vortrag zum Thema
Das erste japanisch-deutsche Ehepaar in Stuttgart lebte in der Neuen Weinsteige 33: Hana und Erwin von Baelz
Referentin
Dr. Susanne Germann
Wann?
Freitag, den 07. Juni 2024, Beginn 19:00 Uhr
Wo?
Bürgerzentrum Stuttgart-West, Sophie-Knosp-Raum, Bebelstr. 22, 70193 Stuttgart
Kosten?
Eintritt frei, um Spenden wird gebeten
Beschreibung
Der bekannte Arzt, Anthropologe und Ethnologe Erwin von Baelz (1849-1913) war ein Pionier der Japanforschung und ein Vorläufer auf dem Gebiet der Japanologie. 1905 kehrte er nach 29-jährigem Japanaufenthalt mit seiner japanischen Gattin Hana (1864-1937) nach Stuttgart zurück. Im Dezember dieses Jahres wurde er vom württembergischen König mit dem persönlichen Adelstitel ausgezeichnet.
Bekannt ist Erwin von Baelz bis heute wegen seiner Verdienste als einer der maßgeblichen Leibärzte der kaiserlichen Familie, die er sehr erfolgreich ärztlich versorgte und wegen seiner Tätigkeit als Professor der Inneren Medizin an der Kaiserlichen Universität Tokyo, die ihm in Japan den Ruf des „Vaters der modernen Medizin“ einbrachte. Bis heute wird gerne aus seinen postum erschienenen Tagebüchern zitiert, da er ein profunder Kenner japanischer Verhältnisse jener Jahre der Meiji-Zeit war.
Das Ehepaar Baelz hat aber auch gemeinsam gewirkt und in Stuttgart Spuren hinterlassen. Bei der Eröffnung des Linden-Museums am 28. Mai 1911 in seinen heutigen Räumen waren beide am Aufbau der Asien-Ausstellung beteiligt und halfen tatkräftig mit. Die Baelz-Sammlungen des Linden-Museums waren mehrfach Studienobjekte auch der japanischen Forschung, da sie u.a. zeitgenössisch ausgerichtet gewesen sind. Heutigen Stuttgartern sind die Exponate aus der umfangreichen Slg. Baelz, die seit den 1970er Jahren im Besitz des Linden-Museums sind, ebenfalls ein Begriff. Weit weniger bekannt ist, dass die ersten Baelz-Sammlungen im Königlich Württembergischen Landes-Gewerbemuseum ausgestellt waren. Dieses Gebäude trägt heute den Namen „Haus der Wirtschaft“ und wird nicht mehr museal genutzt. Seit der Eröffnung dieses Museumsneubaus im Jahr 1896 wurden die Baelz’schen Sammlungen jedoch dort präsentiert, immer wieder temporär ergänzt durch Neuzugänge aus seiner stetig wachsenden Privatsammlung. Im Jahr 1905 wurde mit einer dieser Sonderausstellungen sogar ein Besucherrekord erzielt.
Der Schwerpunkt des Vortrags bezieht sich auf die Zeit der gemeinsamen Jahre des Ehepaars Baelz in Stuttgart von 1905 bis 1913 und bis kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, als Hana wieder nach Japan zurückkehrte.
Referentin
Dr. Susanne Germann, Japanologin und Kunsthistorikerin, Präsidentin der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Baden-Württemberg e.V., ist ausgewiesene Baelz-Spezialistin, sie hat u.a. die unveröffentlichten Reisetagebücher Erwin von Baelz’ philologisch kommentiert herausgegeben und die große Biographie „Erwin von Baelz – Von Bietigheim nach Tokyo“ (2014) verfasst. Daneben liegt ihr Schwerpunkt auf dem japanischen Kunsthandwerk, sie war am Bestandskatalog der Inrō, Gürtelschmuck aus Japan, die Slg. Trumpf des Linden-Museums (2016), maßgeblich beteiligt.