Das Kopfkissenbuch (Makura no sōshi – 枕の草子) der Hofdame Sei Shōnagon 清 少納言
Ein Vortrag von Dr. Inga Streb
Vor tausend Jahren schenkt die japanische Kaiserin Teishi (Fujiwara no Sadako) ihrer Hofdame Sei Shōnagon ein dickes Bündel hochwertigen chinesischen Papiers, und die literarisch hochgebildete, kluge junge Frau nutzt es für eine Art Tagebuch. „Ihrem Pinsel folgend“ (zuihitsu) berichtet sie in loser Reihenfolge und in den unterschiedlichsten Textformaten vom Leben am Kaiserhof: Alltag und Feste, private Liebeleien und offizielle Begegnungen, Anekdoten und Biographisches lassen in Skizzen, Essays und Aufzählungen die „Goldene Zeit“ der Heian-Periode (794-1185) vor uns entstehen.
Sei Shōnagon hat das Kopfkissenbuch während ihres aktiven Hofdienstes von 994 bis 1000 begonnen und auch nach dem Tod der Kaiserin bis etwa 012 weitergeführt und überarbeitet. Heute gilt sie als die größte Meisterin der japanischen Miszellenliteratur (zuihitsu bungaku) und steht zusammen mit Murasaki Shikibu, der Verfasserin der „Geschichte des Prinzen Genji“, unbestritten an der Spitze all der berühmten Autorinnen, die in der Heian-Zeit die einzigartige Hofdamenliteratur der „Japanischen Klassik“ schufen.
Das Kopfkissenbuch gehört zum Kanon der Schullektüre, und deshalb kennt in Japan jedes Kind dieses Meisterwerk, – zumindest aber die berühmten Anfangszeilen, die als unsterblicher Ohrwurm ihren festen Platz in der Werbung, als Buchtitel, als Manga und in den „Best-Of-Listen“ haben.
„Im Frühling die Morgendämmerung …“ „haru wa akebono … “
Die Vortragende Dr. Inga Streb studierte Japanologie, Sinologie und Japanische Volkskunst und promovierte an der Ruhr-Universität Bochum unter Prof. Dr. Bruno Lewin. Sie lebte und arbeitete viele Jahre in Japan, publiziert und spricht zu japanspezifischen Themen.
Veranstaltungsort
Bürgerzentrum Stuttgart-West, Bebelstrasse 22
Datum
Freitag, der 14.06.2019, 19:00 Uhr
Der Eintritt ist frei, Spenden werden jedoch gerne angenommen.
(Bildrechte: W. Grosse)