Wann?
13.09.24 um 19:00 Uhr
Wo?
Bürgerzentrum Stuttgart-West
Bebelstraße 22
70193 Stuttgart
Beschreibung
Johannes Justus Reins Reisen und Studien in Japan
Im Auftrag des preußischen Handelsministeriums wurde J. J. Rein im Jahr 1873 nach Japan entsandt, um der deutschen Wirtschaft das Wissen um die traditionellen Industrien (Papier-, Porzellan- & Lackherstellung) des über Jahrhunderte hinweg verschlossenen Landes zugänglich zu machen. Während seiner zweijährigen Reisetätigkeit führte er darüber hinaus zahlreiche geographische Untersuchungen durch, trat mit der Bevölkerung in Kontakt und beschritt für westliche Wissenschaftler weitgehend unbekanntes Terrain. Einige Jahre später legte er ein umfassendes länderkundliches Werk vor, das Rein zu einem Begründer der europäischen Japanforschung machen sollte.
Im Fokus des Vortrags sollen jedoch nicht jene Ergebnisse der Reise stehen, sondern der Forschungsprozess selbst. Wie gestaltete sich der Alltag des Geographen im sich rasch wandelnden Japan? Welche Rolle spielte die Zusammenarbeit mit Japaner:innen und Europäer:innen in seinem Erkenntnisprozess? Wie veränderte sich sein Japanbild durch die Begegnung mit der ihm fremden Kultur? Die Auswertung der Tagebucheinträge, Briefe an Familie und Kollegen, Reiseberichte und Aufsätze in Fachzeitschriften gewährt Einblicke in das Leben eines rastlosen Wissenschaftlers, der die von ihm beobachteten Phänomene mit unterschiedlichsten disziplinären Methoden allseitig zu erfassen versuchte.
So kann man ihm in seinen Ausführungen bspw. vom Studium der Anbaumethoden und -bedingungen des Lackbaums über die Analyse des Herstellungsprozesses traditioneller Lackwaren bis hin zur Beschreibung der Verwendung dieser Gegenstände im japanischen Haushalt folgen. Neugierde und Faszination prägten seine geographische Forschungspraxis, die einen Musterfall deutsch-japanischer Zusammenarbeit bildet.
Tobit Nauheim ist seit Oktober 2020 wiss. Mitarbeiter und Promovend am Geographischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn: Zuvor studierte er Geographie, Geschichte, kath. Theologie und Bildungswissenschaften in Bonn und Prag. In Zusammenarbeit mit Prof. em. Shigekazu Kusune (Univ. Kanazawa), Prof. Winfried Schenk (Univ. Bonn) und Prof. Toshihiro Yoshida (Kokugakuin Univ. Tokyo) veröffentlichte er die Japan-Reisetagebücher Johannes Justus Reins.