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Vortrag: Hiroshima zürnt, Nagasaki betet – Nagasaki nach der Atombombe
17. Mai 2024,19:00 - 21:00
KostenlosReferentin
Fiona Schwesig
Kosten?
Eintritt frei, um Spenden wird gebeten
Beschreibung
Hiroshima und die Atombombenkuppel: Synonyme für den Horror der Atombomben am 06. und 09.08.1945. Die Ruine im Friedenspark Hiroshima ist Tourismusmagnet, Postkartenmotiv, Mahnmal und Paradebeispiel für Dark Tourismus zugleich; ein Symbol mit hohem Wiedererkennungswert, das weltweit sofort eingeordnet werden kann. Die Abwesenheit eines vergleichbaren Symbols in Nagasaki scheint ein Grund dafür, dass Nagasaki im öffentlichen Gedenken oft zurücktritt. Wenig scheint bekannt, dass es auch dort eine Ruine gab, die sogar das Potenzial gehabt hätte, die Atombombenkuppel in den Schatten zu stellen: Die katholische Kathedrale von Urakami.
Urakami, heute ein Stadtteil im Norden von Nagasaki, ursprünglich ein abgelegenes Bergdorf und während der über 250 Jahre währenden Christenverfolgung ein Zufluchtsort versteckter Christen ( 隠れキリシタンkakure kirishitan), wurde dem Westen bereits 1865 bekannt, als sich eine Gruppe von Bewohnern einem französischen Priester offenbarte und damit der Welt, nach 220 Jahren Kontaktstille zur katholisch-römischen Kirche, die Existenz von Christen in Japan bewies. Die Kathedrale, 1895 begonnen und 1925 vollendet, ein Symbol der Widerstandsfähigkeit und des Überlebens der Gemeinde, stand am 09.08.1945 nur wenige hundert Meter vom Hypozentrum entfernt. 1958 wurde die Ruine nach vielen Diskussionen und unter Protesten von Atombombenüberlebenden ( 被爆者hibakusha) abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Diese Entwicklung ist das Ergebnis einer dramatischen politischen Wendung. Ebenso ist das heutige Bild beider Städte und das Selbstverständnis Hiroshimas, wie auch sein Monopol auf den Titel der Friedensstadt, zurückzuführen auf ein innenpolitisches Wettrennen beider Städte, deren zunächst freundschaftliches Verhältnis zunehmend vereiste. Hingegen wurde der lokale wie auch der internationale Blickwinkel auf Nagasaki maßgeblich geprägt durch das Leben und Wirken Takashi Nagais (1908-1951) – Radiologe, Priester, Autor und selbst hibakusha, welcher die Predigt im ersten Nachkriegsgottesdienst hielt.
„Hiroshima zürnt, Nagasaki betet“: Was steckt hinter diesem durch die japanische Friedensbewegung weltweit bekannt gewordenen Spruch? Der Vortrag lädt ein, sich mit der christlichen Geschichte Japans zu beschäftigen und mit den Entwicklungen, die Nagasaki und Hiroshima zu dem machten, was sie heute sind.
Fiona Schwesig, Japanologin M.A., Abschlussjahrgang 2021, hätte zum Vortragsthema fast ihre Abschlussarbeit geschrieben.
Bildinformationen
Die Urakami-Kathedrale, erbaut 1895-1925, nach dem Atombombenabwurf auf Nagasaki, Fiona Schwesig