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Lesung und Gespräch zu „Als der Kaiser ein Gott war“ von Julie Otsuka
5. Dezember 2019,19:30
Foto: © robert bessoir
Moderation: Katharina Borchardt
Deutsche Lesung: Marit Beyer
„Ich bin der schlitzäugige Heckenschütze. / Ich bin der Saboteur im Gebüsch. / Ich bin der Fremde vor der Tür. / Ich bin der Verräter in Ihrem eigenen Hinterhof. / Ich bin Ihr Hausbursche. / Ich bin Ihr Koch. / Ich bin Ihr Gärtner. / Und ich habe jahrelang friedlich neben Ihnen gelebt“ – Julie Otsuka
In ihrem Roman „Wovon wir träumten“ – ein internationaler Erfolg – arbeitete die 1962 in Palo Alto geborene Autorin Julie Otsuka die Geschichte japanischer Einwanderer in den USA literarisch auf. „Es war ein Blick in den Abgrund, in ein Grab von zerstörten Illusionen und zerbrochenen Wünschen, aus deren Kompost zuletzt jene Generation selbstbestimmter und selbstbewusster Amerika-Japaner entwuchs, der Otsuka selber angehört“, schrieb Andreas Breitenstein in der NZZ. Nun liegt das von Irma Wehrli ins Deutsche übersetzte Debüt von Julie Otsuka vor: „Als der Kaiser ein Gott war“ setzt im Jahre 1942 an, in Berkeley, Kalifornien: Am Postamt liest die Mutter den Evakuierungsbefehl, geht nach Hause und beginnt die wichtigsten Habseligkeiten der Familie zusammenzupacken. Wie Zehntausende weitere japanischstämmige Amerikaner*innen in den Westküstenstaaten betrachtet man sie als Sicherheitsrisiko, seit die USA mit Japan im Krieg stehen. Schnörkellos, präzise und aufwühlend erzählt Julie Otsuka in ihrem Roman von der wachsenden antijapanischen Stimmung unter den bislang so freundlichen Nachbarn, der Deportation in ein Internierungslager im Wüstenhochland von Utah, den prekären Verhältnissen in den Baracken hinter Stacheldraht, von Angst und Einsamkeit – und schließlich von der Rückkehr der Familie, für die nichts mehr so sein wird wie zuvor.
In Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Amerikanischen Zentrum und der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Baden-Württemberg
Eintritt: Euro 10,-/ 8,-/ 5,-