Mit dieser Butoh-Tanz-Performance hat die Stuttgarter Künstlerin Sibylle Duhm-Arnaudov in Zusammenarbeit mit der japanischen Sängerin Yasuko Kozaki ein multimediales Gesamtkunstwerk geschaffen. Diese außergewöhnliche Performance vereint Gesang, Tanz und bildende Kunst. Zusammen mit der Verschmelzung  klassischer und zeitgenössischer  japanischer Kultur mit europäischer Tradition und Avantgarde  entsteht daraus ein einmaliges, neues  Kunstereignis.

Jenseits intellektueller Wahrnehmung bietet die intuitive Verbindung europäischer Musik mit japanischem Butoh die Möglichkeit, den Zuschauer mit einem der menschlichen Grundwidersprüche zu konfrontieren: Forschergeist und fast spielerische Suche nach zivilisatorischem Fortschritt schlagen immer wieder um in zerstörerische kollektive Amokläufe, in denen technische Errungenschaften zu Instrumenten der Zerstörung pervertieren. Die mitunter quälend langsamen Bewegungsformen von Butoh geben dem Zuschauer die Zeit, menschliche Hybris ebenso wie abgrundtiefes Leid und äußerste Aggression emotional zu erkennen und ihrer Wirkung auf die eigene Befindlichkeit nachzuspüren.

Von größter Bedeutung sind dabei Musik und Stimme, an deren unsichtbaren Fäden der Tänzer sich durch Raum und Empfindung führen lässt. Von ihnen bekommt er Impulse, die er in

Körperausdruck und Bewegung aufnimmt und spiegelt. Ausgehend von den in der Performance verwendeten Instrumentalstücken und Liedern von Axel Ruoff, Viktor Ullmann, Hanns Eisler, Karel Berman, Leonard Bernstein und anderen lassen die Musiker die Energie des Raumes in Peenemünde in improviseierte musikalische Anteile einfließen.                      

Mit Seiji Tanaka, dem japanischen Butoh-Tänzer, Schüler des Butoh Begründers Kazuo Ohno, mit Yasuko Kozaki, japanische Sopranistin und ehemaliges Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart, und mit Cornelis Witthoefft, renommierter Pianist, Musik-und vergleichender Literaturwissenschaftler, spürt Sibylle Duhm-Arnaudov der Grenze zwischen menschlichem Forscherdrang und menschlicher Zerstörungswut nach.

 

 

Den Anstoß zu dem Projekt gab die Beschäftigung mit dem Historisch Technischen  Museum auf dem Gelände der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Peenemünde, wo die Ausstellung „Imprinting History“ mit Arbeiten des spanischen Malers Gregorio Iglesias Mayo und des mexikanischen Druckgrafikers Miguel A. Aragon auf den Menschen hinter der Faszination Technik aufmerksam machen.